Ein Dankeswort der Ständigen Synode der Bischöfe der UGKK
11.06.2014
An die Katholischen Bischofskonferenzen, Priester, Ordensleute und Gläubigen der Kirche; An alle Christen und Menschen guten Willens, die in Solidarität mit der Ukraine stehen
Liebe Brüder und Schwestern!
In den letzten sechs Monaten haben viele von Ihnen die Ereignisse in der Ukraine genau verfolgt -dramatisch, manchmal tragisch, aber letztlich lebensspendend. Nach einem Jahrhundert der Erfahrung von Völkermord und jahrzehntelanger Korruption und sozialer Ungerechtigkeit, befindet sich die ukrainische Nation weiter auf einer Pilgerschaft aus Angst und Betrug hin zu Würde und Integrität.
Durch die kalten Wintermonate hindurch haben Millionen von Menschen die Plätze unserer Städte und auch Ihrer Städte gefüllt, um ihre Sehnsucht nach einem besseren Leben zu manifestieren. Alle ukrainischen Kirchen und religiösen Organisationen standen eng zusammen. Seit Monaten sprachen sie mit einer Stimme, die darauf bestand, dass der Präsident und die Regierung ihre Bürger respektieren, dass Gewalt unakzeptabel ist, dass die Teilung der Gesellschaft und des Landes unmoralisch ist, und dass der Dialog die einzig legitime Art und Weise ist, um die politische und soziale Krise zu lösen. Wir sind dankbar für diese prophetische Einheit all unserer Brüder und Schwestern im Glauben, Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime und insbesondere der orthodoxen Kirchen in der Ukraine.
Die Kirchen waren vereint, ebenso wie Menschen aus verschiedenen ethnischen Hintergründen, Sprachen und sozialen Schichten. In den letzten Wochen wurden bei den Präsidentschaftswahlen eine beispiellose Konsolidierung und ein überwältigender Konsens im Land ausgedrückt. Petro Poroschenko wurde im ersten Wahlgang mit 55% der Stimmen aus einem Feld von 21 Bewerbern gewählt. 85% der Wähler stimmten für Kandidaten, die eine demokratische und europäische Option für das Land unterstützen. Heute steht die überwältigende Mehrheit der Bürger – Ukrainer, Russen, Weißrussen, Polen, Juden, Tataren, Armenier, Georgier und andere ethnische und religiöse Gruppen – vereint gegen die terroristische Gewalt und gegen offene militärische Aggressionen aus dem Ausland. Sie sind entsetzt von der Annexion der Krim und den Konflikten im östlichen Teil des Landes, die von ausländischen Spezialeinheiten inspiriert und unterstützt wurden. Dies ist die größte Herausforderung für die Ukraine und für Europa.
In diesen Monaten der Pilgerschaft aus der Angst hin zur Würde war Ihre moralische und spirituelle Solidarität für die Bürger der Ukraine und für unsere Kirchen entscheidend. Im Namen unseres Klerus und der Gläubigen möchten wir Ihnen für Ihr treues Gebet und die verschiedenen Werke der Nächstenliebe danken. Wir haben unsere große Dankbarkeit auch Seiner Heiligkeit Papst Franziskus ausgedrückt, der uns mit inständigem Gebet unterstützt und sich immer wieder für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Ukraine eingesetzt und dazu ermahnt hat.
Was in der Ukraine passiert ist, kann man wirklich als Wunder bezeichnen. Die verwandelnde Gnade hat sich auf die Menschen in unserem Land ergossen. Das reine Opfer der neuen ukrainischen Märtyrer, das inbrünstige Flehen der Millionen von Menschen auf den Majdan in Kiev und das Gebet der globalen Gemeinschaft der Katholiken, Christen verschiedener Konfessionen und der Menschen guten Willens verschiedener Religionen, brachte eine Fülle von verwandelndem Segen. Heute ist die Ukraine ein anderes Land; es ist eine erneuerte Gesellschaft. Ihr Beitrag zu dieser Wiedergeburt ist lebenswichtig.
Wir sind Ihnen zutiefst dankbar für Ihre Bemühungen, ihre Gemeinschaften und ihr Umfeld über die wahren Entwicklungen in unserem Land zu informieren, und den unrichtigen Darstellungen und Informationen gegen die Ukraine und ihrer Kirchen, besonders der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, entgegenzuwirken. In den letzten Tagen haben wir gesehen, wie diese Kampagne von bestimmten politischen und geistlichen Behörden auf höchster Ebene geschürt wurde, und einen aggressiven Ton angenommen hat.
Die Würde, nach der sich die Ukrainer sehnen ist in erster Linie nicht materieller Art. Sie suchen die von Gott gegebene Würde, einen Respekt für ihr wirkliches Sein. Ihr Recht auf Selbstbestimmung, die territoriale Integrität, die kulturelle und vor allem kirchliche Tradition wurde in der Vergangenheit brutal verletzt und wird bis heute erniedrigt.
Angesichts der systematischen Korruption, der staatlichen Repression und der unerträglichen sozialen Bedingungen demonstrierten Millionen von Ukrainern friedlich, sie bauen an einer immer stärkeren interethnischen und interkonfessionellen und interkulturellen Solidarität. Die Ukraine ist die Heimat einer Vielzahl von Völkern und Religionen, die zusammen stehen. Sie ist eine wiederbelebte Zivilgesellschaft, die ihr Land verteidigt und sich für das Gemeinwohl einsetzt. Miteinander sagen die ukrainischen Bürger ein klares „Nein“ zu Tyrannei, Gesetzlosigkeit, Gewalt und Verantwortungslosigkeit – persönlich und sozial, intern und extern, national und international.
Wir bitten Sie herzlich Ihr Gebet für den Frieden in der Ukraine fortzusetzen, für Frieden und Versöhnung, die auf der Gerechtigkeit aufbauen. Als Christen glauben wir, dass jede Person, die sich mit den Leidenden solidarisiert, gesegnet ist und reiche Gnaden von Gott erhalten wird.
Der Herr schenkt Würde durch seinen Segen. Ihre Gebete um den Segen für die Ukraine verwandeln. Ihre Gebete verklären ein Volk auf der Pilgerschaft.
Im Namen der Mitglieder der
Ständigen Synode der Bischöfe der
Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche
Synodale Versammlung in Kiew, 4.-6. Juni 2014
+ Sviatoslav
Großerzbischof von Kyiv-Halych