Gegen das „Vergessen“ eines Krieges

Freising. Der Krieg in der Ostukraine dauert bereits länger als vier Jahre. Mehr als 10.000 Tote sind schon zu beklagen. Außerdem haben viele Menschen durch Krieg und Gewalt ihre Heimat verloren. Der Präsident der Caritas Ukraina, Andrij Waskowycz, hat jetzt erneut gefordert, dass der Westen nicht wegsehen dürfe. Er betonte: „Noch immer sterben hier täglich Menschen und es geschieht unfassbares Leid.“

Der Präsident der Caritas Ukraina, Andrij Waskowycz

Es sei in Deutschland Vielen nicht bewusst, dass in der Ostukraine bis heute Überlebens- und Nothilfe ein wichtiger Teil der täglichen Caritasarbeit sind, erläuterte Waskowycz. Im Rahmen der aktuellen Projektzusammenarbeit mit dem Osteuropahilfswerk Renovabis, stellte er heraus, dass dieser Krieg eben noch keineswegs zu Ende sei. „Es geschieht bei uns im Osten unseres Landes immer noch unfassbares Leid und es sterben auch jeden Tag Menschen“, so der Caritas-Präsident. Die Not sei an vielen Orten greifbar: „Ich habe Menschen erlebt, die sich entscheiden müssen, ob sie das bisschen Geld, das ihnen bleibt, für Essen oder für Medikamente oder für den Schulbesuch ihrer Kinder ausgeben.“

Neben der Überlebenshilfe sei es für die kirchlichen Organisationen wichtig, die Menschen in dieser schwierigen Zeit verlässlich zu begleiten. In einigen Gebieten sei beispielsweise die Betreuung alter und kranker Menschen vollständig zusammengebrochen. „Es gibt Dörfer aus denen sind die jungen Menschen fast alle geflohen, da kümmert sich keiner mehr um die Alten“, berichtet Waskowycz. Die Caritas Ukraina schafft Abhilfe dank der zuverlässigen finanziellen Unterstützung aus Deutschland. Sowohl für alte Menschen, als auch für traumatisierte Menschen wie ehemalige Soldaten oder Kinder, seien spezielle Programme mit entsprechendem Personal entwickelt worden. „Wir sind für die Unterstützung von Renovabis sehr dankbar“, betont Waskowycz. Schließlich ist für ihn auch der Ausbau und die Förderung der zivilgesellschaftlichen Strukturen ein wichtiges Anliegen. Ziel sei es, die Menschen aus Lethargie und Unselbstständigkeit zu befreien, die Jahrzehnte der politischen Diktatur und Kommandowirtschaft begünstigt hatten, und sie zu Übernahme von Verantwortung für sich und für andere anzuspornen.
Der Krieg, so sein Fazit, sei zwar im Westen bis soeben meist vergessen und seine Folgen kaum sichtbar. Die Mitmenschlichkeit müsse in der Ukraine auch in Not und Elend weiterhin eine Chance bekommen.

Pressestelle Renovabis