„Trotzdem erfahren wir inmitten von diesen Bedrängnissen die Präsenz des Lichtes“, – Bischof Bohdan Dzyurakh

Die Ansprache

des Apostolischen Exarchen für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh, während der Hl. Messe am Aschermittwoch

(02.03.2022, Ulrichsbasilika, Augsburg)

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Exzellenzen, liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

während das ukrainische Volk sich inmitten furchtbaren Leidens befindet, beginnen wir mit der heutigen Liturgie die Fastenzeit, die Zeit der Besinnung und der Umkehr. Und in den heutigen tragischen und dramatischen Ereignissen, die in meinem Land stattfinden, spüren wir mit unserem ganzen Wesen, wie sehr diese unsere Welt Umkehr und Befreiung aus der Macht des Bösen braucht. Denn wenn das menschliche Herz vom Bösen besessen ist, dann handelt ein solcher Mensch wie ein Besessener, indem er Lüge und Tod – zwei ganz deutliche Zeichen des Handelns des Satans – um sich herum verbreitet und Schrecken bei den Menschen auslöst.

Seit letztem Donnerstag erfährt die ganze Welt diesen Schrecken, ist geschockt und steht fassungslos vor der Tragödie eines europäischen Volkes, das vor den Augen der ganzen Welt gekreuzigt wird, wie es vor Kurzem einer unserer Bischöfe ausgedrückt hat. Unsere Hauptstadt Kiew, die man „die Stadt der goldenen Kuppeln“ nennt, ist zum Hauptziel der Bombardierungen geworden und verwandelt sich nun in eine Ruine. Viele Städte und Dörfer werden aus schweren und modernsten Waffen beschossen. Russische Truppen greifen zivile Infrastruktur an: Krankenhäuser, Kindergärten, Wohnviertel. Es gibt praktisch keine sichere Region in der Ukraine mehr. Auch vom Territorium Weißrusslands aus wurden die Raketen abgeschossen. Es gibt bereits Hunderte von Opfern unter den Zivilisten, darunter auch viele Kinder. „Russlands Ziel ist klar  Massenpanik, zivile Opfer und zerstörte Infrastruktur“, resümierte eine Kiewer Behörde gestern Abend. Hunderttausende sind auf der Flucht in Richtung westliche Grenze und viele haben in diesen Tagen bereits Deutschland erreicht. Wenn die Kriegsverbrechen, die an unserem Volk begangen werden, nicht gestoppt werden, dann ist zu befürchten, dass aus der heutigen Welle der Flüchtlinge ein echter Tsunami wird.

Und trotzdem erfahren wir inmitten von diesen Bedrängnissen die Präsenz des Lichtes. Dieses Licht ist die beeindruckende und das Herz rührende Welle der Solidarität, die überall in der Welt festzustellen ist, auch hier in Deutschland. Zahlreiche Beweise der Solidarität, des Mitgefühls, die Bereitschaft, unsere Landsleute aufzunehmen, berühren uns aufs Tiefste und dafür möchte ich mich bei Ihnen, liebe Schwestern und Brüder im Namen aller Leidenden ganz herzlich bedanken und Ihnen „Vergelt´s Gott!“ sagen!

Dieses Licht, das uns die Hoffnung gibt, ist auch und vor allem Christus selbst, der Auferstandene Herr, der mit Seinem Tod die Macht des Todes besiegt und die Finsternis für immer überwunden hat. So können wir mit dem Hl. Johannes im Glauben bekennen, dass das Licht in der Finsternis leuchtet, und die Finsternis es nicht hat auslöschen können (Joh. 1, 5). Ja, wir erleben in der Ukraine derzeit unseren Karfreitag, aber im Glauben sehen wir bereits das Licht von Ostern, das in Christus dem Auferstandenen uns einmal für immer gegeben wurde und jetzt in den Augen und in den Herzen so vieler Menschen, die uns lieben und für uns beten, aufleuchtet und in uns die Hoffnung stärkt.

Zu Ihm, unserem Auferstandenen Heiland und Herr rufen wir aus der Tiefe unserer Herzen:
„Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, – erbarme Dich unser!
Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, – gib uns Deinen Frieden!“. Amen.

+ Bohdan Dzyurakh