Hirtenbrief des Apostolischen Exarchen für Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien an den Klerus und die Gläubigen des Exarchats anlässlich des Heimgangs von Papst emeritus Benedikt XVI

 Die Frucht des Gerechten ist ein Lebensbaum
und der Weise gewinnt Lebensfülle. (Spr 11,30)

benedictus

 

Geliebte in Christus!

Am 31. Dezember 2022 hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. die Schwelle der Ewigkeit überschritten und damit seinen irdischen Weg und seine Lebensmission vollendet. Wir haben ihn in den letzten Tagen seiner Rückkehr in das Haus des himmlischen Vaters mit unseren Gebeten begleitet, und jetzt beten wir zum „Gott der Geister und allen Fleisches, der den Tod überwunden und den Teufel vernichtet und der Welt das Leben geschenkt hat“ für die ewige Ruhe seiner unsterblichen Seele. Wir bitten den Allmächtigen, ihn in Seine Wohnstätten aufzunehmen und ihm Anteil an der Glückseligkeit der Heiligen und Gerechten im Himmel zu gewähren.

 

Als am 19. April 2005 auf dem Petersplatz seine Wahl zum Nachfolger des heiligen Apostels Petrus verkündet wurde, nannte sich Papst Benedikt XVI. „einen demütigen Arbeiter im Weinberg Christi“. Auch seine letzten Worte in dieser Welt richteten sich – nach Aussage von Personen aus seiner engsten Umgebung – an den Herrn, der ihn ins Leben und zum Dienst gerufen hatte: „Herr, ich liebe dich!“. Liebe, Demut und Dienstbereitschaft – das waren die Merkmale, die diesen großen Sohn des bayerischen Landes auszeichneten, den Papst „mit cherubinischen Augen“, „der die Weisheit von zwölf Professoren und die Seelenreinheit eines Erstkommunionkindes hatte“, wie einst die Medien ihn bezeichneten. Heute danken wir Gott für seinen langjährigen Dienst, den er in verschiedenen Bereichen der Katholischen Kirche und insbesondere als ihr Oberhaupt treu und demütig mit großer Liebe zu Gott, zu Seiner Kirche und zum Volk Gottes auf der ganzen Welt verrichtet hat.

 

Groß war auch die Fürsorge des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. für unsere Ukrainische Kirche. Besonders erwähnenswert ist, dass während seines Pontifikats Anfang 2008 die Besuche der griechisch-katholischen Bischöfe der Ukraine „ad limina apostolorum“ nach einer durch die kommunistischen Verfolgungen verursachten jahrzehntelangen Unterbrechung wieder aufgenommen wurden. Als direkter Teilnehmer an diesem historischen Besuch, dem ersten nach 1937, kann ich bezeugen, mit welch aufrichtiger Anteilnahme, großer Fürsorge und brüderlicher Zuneigung der Papst uns empfing, wie er den Berichten unserer Bischöfe aufmerksam zuhörte, wie er sich über unsere Erfolge beim Ausbau des kirchlichen Lebens freute, wie besorgt er über unsere Schwierigkeiten und Herausforderungen auf diesem Weg war. „Ich bewundere das großherzige Werk und das unermüdliche Zeugnis, das ihr eurem Volk und der Kirche bietet“ – so fasste er seine Eindrücke über die Berichte und die persönlichen Erzählungen unserer Bischöfe zusammen. Und zum Abschied betonte er: „Aus diesem Anlaß drängt es mich, euch zu versichern, daß der Papst euch alle in seinem Herzen bewahrt und euch in eurem nicht leichten Sendungsauftrag mit Liebe begleitet und stützt“. Er sorgte sich auch aufrichtig um unser Exarchat in Deutschland und Skandinavien und wünschte ihm spirituelle Erneuerung und Entwicklung.

 

Papst Benedikt XVI. gehört ohne Zweifel zu den herausragenden Päpsten, die der Herr seiner Kirche in den Zeiten geschenkt hat, die von zahlreichen gesellschaftspolitischen Umbrüchen, grausamer Christenverfolgung und schweren inneren Krisen geprägt waren. Gleichzeitig war sein Pontifikat eine historische Periode, in der die katholische Kirche in den postkommunistischen Ländern ihr Leben intensiv wiederbelebte und ihren Dienst mit neuem Enthusiasmus aufbaute. In solchen Zeiten soll sich ein Kirchenoberhaupt durch einen lebendigen Glauben auszeichnen, mehr noch durch ein unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Vorsehung, die die Kirche durch alle Stürme der historischen Wechselfälle und der gesellschaftspolitischen Krisen führt. So war auch Papst Benedikt fest in seinem Glauben und als Nachfolger des heiligen Apostels Petrus hat er nach dem Willen des Erlösers „seine Brüder im Glauben gestärkt“ (vgl. Lk 22,32). Daher klingen die Worte aus seinem geistlichen Testament wie Quintessenz und Ziel seines Dienstes und zugleich – als Abschiedswunsch des Vaters nicht nur für seine Landsleute aus Bayern, sondern für uns alle, Söhne und Töchter der Katholischen Kirche: „Laßt euch nicht vom Glauben abbringen!“, „Steht fest im Glauben!“

 

So lasst uns auf dieses Appell-Testament von Papst Benedikt mit der Erneuerung und Stärkung im Glauben antworten, aber auch mit einem aufrichtigen Gebet für unseren geistlichen Vater, der darum bittet und uns gegenseitig seiner Fürbitte vor dem Herrn versichert: „Endlich bitte ich demütig: Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einläßt. Allen, die mir anvertraut sind, gilt Tag um Tag mein von Herzen kommendes Gebet“ (Das geistliche Testament von Benedikt XVI.).

 

Als Ausdruck unserer Teilnahme am weltweiten Gedenken an den verstorbenen Papst Benedikt XVI. weise ich die Priester des Exarchats an, am Donnerstag, den 5.01.2023 oder zeitnah die heilige Liturgie für die Seelenruhe des Dieners Gottes Benedikt XVI. zu feiern und ich rufe alle Gläubigen auf, sich diesem und anderen Gedenkgebeten und Gottesdiensten für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. anzuschließen.

 

Im seligen Entschlafen schenke Ruhe, o Herr, Deinem Diener Benedikt, dem Papst von Rom, und gewähre ihm ewiges Gedächtnis!

 

+ Bohdan,
Apostolischer Exarch