Gemeinsames ukrainisch-deutsches Weihnachtsfest im Dom in Rottenburg

Am 7. Januar 2023 fand im Dom St. Martin in Rottenburg am Neckar eine gemeinsame ukrainisch-deutsche Liturgie nach byzantinischem Ritus statt.

FNxV8D4XEAM-54Q

Am Weihnachtstag nach dem julianischen Kalender wurde die Heilige Liturgie morgens in der Kirche St. Ulrich in Stuttgart gefeiert. Dann fuhren die Gläubigen zusammen mit dem Pfarrer Roman Wruszczak im Autokorso nach Rottenburg am Neckar. Dort trafen auch viele ukrainischen Flüchtlinge aus Tübingen, Villingen-Schwenningen und natürlich Rottenburg ein. In der Kathedrale waren auch viele deutsche Katholiken anwesend.

Die heilige Liturgie wurde sowohl auf Ukrainisch als auch auf Deutsch gefeiert. Diese Zweisprachigkeit half den deutschen Katholiken, sich mit dem byzantinischen Ritus und den ukrainischen Kirchenbräuchen vertraut zu machen. Pfarrer Roman Wruszczak und die beiden Diakone der römisch-katholischen Kirche Michael Jakob und Ralf-Maria Weitzenberg feiert und dienten gemeinsam. In der byzantinischen Liturgie sind die Antwortgesänge besonders wichtig. Diese wurden übernommen vom hervorragenden Chor der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirchengemeinde Württemberg unter der Leitung von Anton Lisnyak.

Nach dem Gottesdienst lud der Rottenburger Stadtdiakon Ralf-Maria Weizenberg alle Anwesenden ins Gemeindehaus St. Martin ein, wo Brezeln, Kranzbrot und Getränke auf alle warteten. Der Chor sang Weihnachtslieder in ukrainischer und deutscher Sprache. Als Erinnerung erhielten alle eine Postkarte der „Kiewer Madonna“, die von der Katholischen Kirche in Tübingen zugunsten von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern herausgegeben wurde.

In den ersten Tagen der russischen Invasion in der Ukraine ging ein Foto einer Frau, die auf dem Bahnsteig der U-Bahn von Kiew ein Baby stillt, in den sozialen Netzwerken und den Medien viral. Die Frau, die sich mit ihrem zwei Monate alten Kind in der U-Bahn vor den Bomben versteckte, wurde zur Verkörperung der Unbeugsamkeit aller ukrainischen Mütter.

Die Frau mit dem Baby in der U-Bahn ist Tetyana Bliznyak aus Kiew mit ihrer damals zwei Monate alten Tochter Marichka.

Das Foto von Tetyana, die ein Baby stillt und sich an der kalten Wand der U-Bahn lehnt, wurde vom ungarischen Journalisten von Teleks András Fjoldes aufgenommen. Er veröffentlichte es später auf seinem Instagramaccount.

Die Illustratorin Maryna Solomenikova von Dnipro sah zufällig ein Foto von Tetyana aus Kiew, als sie durch den Newsfeed scrollte. Dieses Foto inspirierte sie, ein Bild zu malen, dessen Heldin alle Mütter der Ukraine in dieser schwierigen Zeit verkörpern würde. Sie stellte Tetyana vor dem Hintergrund des U-Bahn-Fahrplans von Kiew und mit einem goldenen Nimbus über dem Kopf dar.

Anschließend veröffentlichte James Martin, ein Berater des vatikanischen Sekretariats für Kommunikationsangelegenheiten, Marinas Illustration auf seiner Seite.

So wurde die „Kiewer Madonna“ schließlich zu einer Ikone in St. Blasius in Neapel. Dies ist die Kapelle der Schule der Franziskanerinnen. Neben dem Mutter-Kind-Bild brennen Kerzen, stehen Blumen und werden Gottesdienste abgehalten.

Gemeinsame ukrainisch-deutsche Gottesdienste sind für die Kirchengemeinde St. Basilius des Großen mit Sitz in Stuttgart bereits zur guten Tradition geworden. Dies ist bereits die zweite gemeinsame Liturgie im Dom St. Martin. Bereits im Mai vergangenen Jahres fand im Rahmen des Katholikentages in Stuttgart ein gemeinsamer Gottesdienst unter Beteiligung des Apostolischen Exarchen Bischof Dr. Bohdan Dzyurach statt. In den katholischen Kirchen Stuttgarts finden regelmäßig gemeinsame Gottesdienste statt.

Dmytro Miretsky, Mitglied der Internationale Journalisten-Föderation (IFJ)

Fotos von Oleksandr Markush