Ökumenischer Gottesdienst für die Ukraine im Stuttgarter Dom

Ein solidarisches Gebet für die Ukraine vereinte am 24. Februar 2023 die ukrainischen Christen aus aller Welt. Anlässlich des Jahrestages des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine fand in der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard ein ökumenischer Gottesdienst für den Frieden in der Ukraine statt. Es war nicht das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass im Dom der baden-württembergischen Landeshauptstadt ein Friedensgebet für die Ukraine erfolgte.

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Initiiert wurde der ökumenische Gottesdienst von der ukrainischen katholischen Kirchengemeinde des Hl. Basilius dem Großen in Stuttgart und dem römisch-katholischen Stadtdekan in Stuttgart, Dr. Christian Hermes. Diese Idee wurde zudem unterstützt durch Bischof Dr. Gebhard Fürst von der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart. Gemeinsam mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stadtdekan Monsignore Dr. Christian Hermes, dem leitenden Priester der griechisch-orthodoxen Kirche Dimitrius Kastanos und Gemeindepfarrer Roman Wruszczak von der ukrainisch-katholischen Pfarrei wurde dieser Gottesdienst gefeiert.

Zu den Klängen der Stuttgarter Friedensfanfare und der Domorgel versammelten sich zahlreiche Stuttgarterinnen und Stuttgarter sowie Gäste der Stadt und der Region, um gemeinsam für einen Frieden in der Ukraine zu beten und ihre Verbundenheit mit den unter der russischen Aggression leidenden Menschen, zu bekunden. Bischof Fürst begrüßte insbesondere die anwesenden Ukrainerinnen und Ukrainer, die am Friedensgebet in der Kathedrale teilnahmen. „An diesem schmerzlichen Tag sind wir mit Ihnen besonders verbunden“, sagte Bischof Fürst. Er verurteilte den russischen Gewaltherrscher Putin, der einen gnadenlosen Krieg gegen die Ukraine entfesselt hat und diesen erbarmungslos gegen die schutzlose Bevölkerung führt.

Bischof Fürst bat Gott den Menschen in der Ukraine und den Flüchtlingen die in Deutschland Schutz suchen, zu helfen: „Möge er durch seinen Geist und seine Gegenwart alle leiten, die jetzt Verantwortung tragen und in deren Händen es liegt, das Leid schnell zu beenden, um weitere Opfer abzuwenden. Er möge den Aggressoren Einhalt gebieten und stärke alle, die sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzen. Bitten wir nun Gott um seine Nähe und seinen Frieden in diesen schweren Stunden!“

Außerdem richtete er einen besonderen Appell an den Patriarchen von Moskau, sich dem Friedensgebet anzuschließen. Vermisst wurden bei dieser Veranstaltung die Priester und Diakone von der russischen Gemeinde des „Heiligen Nikolaus der Moskauer Kirche“ in Stuttgart, die derartige ökumenischen Veranstaltungen meiden.

Stadtdekan Christian Hermes interviewte die gesellschaftlich und politisch engagierten ukrainischen Gemeindemitglieder Yehor Parsyak, Natalia Bondar und Yulia Melnyk und gab ihnen dadurch eine zusätzliche Möglichkeit über die Situation und das Schicksal der Ukraine zu berichten.

Der ukrainische Kirchenchor sang unter der Leitung von Anton Lisnyak ein Marienlied um Erbarmen und Beistand durch die Heilige Gottesmutter Maria.

Der evangelische Bischof Ernst-Wilhelm Gohl erinnerte an das Ringen der westlichen Regierungschefs, um einen Kriegsbeginn letztes Jahr am 24. Februar 2022 zu verhindern. „Aber heute wissen wir, dass die diplomatischen Bemühungen keine Chance hatten. Damals gab es ein bitteres Erwachen und seither ist unsere Welt eine andere geworden.“

Der ukrainische Pfarrer Roman Wruszczak verlas anschließend eine Botschaft des ukrainischen Bischofs Dr. Bohdan Dzyurakh, dem Apostolischen Exarchen für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien. Dieser äußerte sich in seinem Schreiben über die Tragödie des ukrainischen Volkes durch den russischen Aggressor, der sogar den Winter als Kriegswaffe einsetzte und die Menschen hungern und frieren ließ. Zugleich zeigte sich der Bischof in seiner Botschaft beeindruckt und dankbar von der Welle der Solidarität aus der freien Welt mit dem ukrainischen Volk.

Die Diakonisse Natalia Bondar wandte sich mit bewegenden Worten über das Leiden und den Kampf ihres Volkes an die Kirchenbesucher in der Domkirche und erhielt dafür Applaus, bevor der Chor die ukrainische Nationalhymne anstimmte:

„Noch sind in der Ukraine Ruhm und die Freiheit nicht untergegangen, noch wird uns Ukrainer das Schicksal wohlgesonnen sein…“

Das ökumenische Friedensgebet endete mit einem Grußwort von griechischem Erzpriester Dimitrios Kastanos der sein Gebet auf Altgriechisch sang.

Anlässlich des ersten Jahrestages des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, verfasste Bischof Fürst von der römisch-kath. Kirche und der evangelische Bischof Gohl den Stuttgarter Friedensaufruf. Auch Erzpriester Dimitrius Kastanos, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg (ACK), unterzeichnete diesen Aufruf. Darin werden die Verstöße Russlands gegen das Völkerrecht und die schweren Menschenrechtsverletzungen an der ukrainischen Bevölkerung verurteilt. Der Appell enthält eine eindeutige Aufforderung an den Moskauer Patriarchen Kirill, sich dem Friedensgebet auch mit der Russisch-Orthodoxen Kirche anzuschließen und sich im Rahmen eines gemeinsamen Friedensaufrufs an die Seite der ukrainischen Opfer des Krieges zu stellen.

Dmytro Miretsky, Internationale Journalisten-Föderation (IFJ), Württemberg

Fotos von Alexander Markush und Juri Pinsky (IJF)

Textkorrektur durch Roman Kulycz 16.3.2023