Zitterpartei für Kirchen auf der Krim. Katholiken und Protestanten fehlt weiter staatliche Anerkennung

Moskau/Kiew (KNA) Die katholische und evangelische Kirche auf der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim warten weiter auf eine staatliche Anerkennung. Der Registrierungsprozess durch die russischen Behörden dauere an, sagten Vertreter der römisch-katholischen, griechisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche am Freitag auf Anfrage. Die Registrierungsfrist endet nach einem vom russischen Parlament beschlossenen Gesetz am 1. März. Wird ein Anmeldeantrag abgelehnt, droht einer Kirche dem Gesetz zufolge die Zwangsauflösung.

Moskau verlangt, dass sich die insgesamt 73 Glaubensgemeinschaften auf der Krim nach russischen Vorschriften organisieren und neu anmelden. Für eine Registrierung wird etwa die Zugehörigkeit zu einer landesweiten Kirchenstruktur gefordert, am besten mit Sitz in Moskau. Diese Hürde können besonders die Kirche des orthodoxen Kiewer Patriarchats und die griechisch-katholische Kirche kaum erfüllen.

Der evangelisch-lutherische Moskauer Erzbischof Dietrich Brauer sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Wahrscheinlich werden nicht alle sieben Gemeinden den Forderungen der russischen Gesetzgebung entsprechen können.“ Die Registrierung sei für die Kirche wichtig, „damit die Gemeinden auf der Krim die Immobilien nicht verlieren“. Zudem hätten nur vom Staat anerkannte Glaubensgemeinschaften Anspruch auf Rückgabe von Kirchengebäuden.

Die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche scheiterte nach Angaben ihres Kiewer Großerzbischofs Swjatoslaw Schewtschuk bislang dreimal mit einem Registrierungsantrag für die Krim. „De facto dient dieses Gesetz dazu, Kirchen, die nicht loyal zur russischen Regierung sind, zu liquidieren“, kritisierte er vor einigen Wochen.

Auch die römisch-katholische Kirche erhielt bislang keine Registrierung. Der Vatikan schuf nach Gesprächen mit der russischen Vertretung beim Heiligen Stuhl einen eigenen Pastoralbezirk für die sieben Pfarreien auf der Krim. An dessen Spitze steht der auf der Halbinsel residierende Weibischof Jacek Pyl. Die Krim gehört an sich zur 2002 errichteten südukrainischen Diözese Odessa-Simferopol.

Auf Druck der Behörden verließen zahlreiche ukrainische Geistliche, die nicht die russische Staatsangehörigkeit annehmen wollten, seit der Annexion der Krim im März 2014 die Halbinsel. Eine Sprecherin der römisch-katholischen Kirche in Kiew sagte der KNA, die Priester würden auf die Krim erst nach einer Registrierung der dortigen Pfarreien zurückkehren.

Unterdessen forderte die neue Krim-Regierung die kremlkritische orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats in Simferopol auf, auf ein Grundstück zu Gunsten des russischen Geheimdienstes FSB zu verzichten. Das berichtete der US-Sender „Radio Free Europe“ am Freitag auf seiner Internetseite für die Krim. Das Grundstück sei der Kirche 2013 von der Krim-Hauptstadt für den Bau eines Gotteshauses zugesprochen worden, hieß es. 2014 waren der Kirche mit Unterstützung der neuen Regierung bereits fünf Kirchengebäude auf der Halbinsel weggenommen worden.

Auf der Krim gibt es rund 2.000 religiöse Einrichtungen. Von diesen waren mehr als 1.400 nach ukrainischem Recht registriert. Die mit Abstand meisten gehören zur orthodoxen Kirche.

Das russische Recht erlaubt religiösen Gruppen die Ausübung ihres Glaubens zwar auch ohne Registrierung durch die Behörden. Doch nur Glaubensgemeinschaften, die vom Staat anerkannt wurden, dürfen Verträge abschließen, Eigentum erwerben und ausländische Priester einladen.

Oliver Hinz (KNA)

Siehe:
http://ru.krymr.com/content/article/26872745.html