Kardinal Marx würdigt das Zeugnis der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine während des Kommunismus

„Die Inhaftierten, Gefolterten und Ermordeten sind nicht vergessen“

Kardinal Marx würdigt das Zeugnis der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine während des Kommunismus

b607ef660cAus Anlass des 70. Jahrestages der „Lemberger Scheinsynode“ hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, an die Glaubenstreue der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in der sowjetischen Zeit erinnert.
In einem Brief an das Oberhaupt dieser Kirche, Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk, schreibt Kardinal Marx: „Damals wurde die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine, nicht zuletzt wegen ihrer Treue zum Heiligen Stuhl, von der stalinistischen Religionspolitik für lange Jahrzehnte in den Untergrund gezwungen.“ Der Jahrestag sei für ihn Anlass, der gesamten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine Segenswünsche zu übermitteln. „Die Weltkirche hat der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine für ihr Zeugnis in der Zeit des Kommunismus viel zu verdanken. Die unzähligen Inhaftierten, Gefolterten und Ermordeten sind nicht vergessen. Ihre Treue zum Evangelium ist uns Ansporn und Ermutigung“, so Kardinal Marx.
Wiederholt habe er Gelegenheit gehabt, Geschichten von Glaubenszeugen aus der Ukraine zu hören. „Dabei hat mich neben der existentiellen Tiefe ihres Zeugnisses auch immer wieder die Ökumene in den Lagern berührt. Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade in der jetzigen Situation, in der die Ukraine durch eine schwierige und in vielerlei Hinsicht bedrohliche Zeit geht, in der Ökumene der Märtyrer ein Hoffnungszeichen für uns alle liegt.“

Hintergrund
Am 8./9. März 1946 wurde auf der „Lemberger Scheinsynode“ der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine der Anschluss dieser mit Rom verbundenen Kirche an die russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Bischöfe der griechisch-katholischen Kirche schon allesamt in Haft. Faktisch handelte es sich um ein vom sowjetischen Staat durchgesetztes Verbot der Kirche. Es stand im Zusammenhang mit der Festigung der stalinistischen Herrschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gleichschaltung der gesellschaftlichen Kräfte in der UdSSR.
Im Ergebnis der Beschlüsse der Scheinsynode verlor die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine ihren gesamten Besitz und sämtliche Möglichkeiten öffentlichen Wirkens in der Sowjetunion. Sie verblieb, bis sich unter Präsident Gorbatschow die Religionspolitik änderte, im Untergrund. Die griechisch-katholische Kirche hat für ihre Treue zur eigenen Identität und für ihre Zugehörigkeit zur katholischen Weltkirche mit enormen Opfern und Verfolgungen bezahlt. Heute unterstützt sie die Reformen in der Ukraine und trägt durch ihre Spiritualität und Erfahrung wesentlich zur Überwindung des totalitären Erbes bei.

Pressestelle der DBK