Kommuniqué der Bischofssynode der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche

Rom, 3.-13. September 2023 AD

Bischofssynode

Die Bischofssynode der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche fand dieses Jahr vom 3. bis 13. September 2023 in Rom statt. Der Ort der Durchführung der Bischofssynode wurde aufgrund des anhaltenden Kriegs in der Ukraine durch den russischen Aggressor sowie der Feier des 400. Jahrestages des Martyriums des heiligen Märtyrers Josaphats, dessen Reliquien im Petersdom ruhen, auserwählt. Darüber hinaus äußerten die Bischöfe der UGKK ihren Wunsch, ihre Communio mit dem Nachfolger des Apostels Petrus, dem Papst, zu bezeugen. Es ist für sie ein wichtiges Anliegen gewesen, der katholischen Kirche ihre Dankbarkeit für die Unterstützung der UGKK und des ukrainischen Volkes zum Ausdruck zu bringen und aber auch den Heiligen Vater und seine Mitarbeiter auf die aktuellen Nöte und Sorgen der ukrainischen Gesellschaft aufmerksam zu machen.

Die Bischofssynode 2023 wurde offiziell am 3. September in der Basilika Santa Sofia mit einer Heiligen Liturgie unter der Leitung Seiner Seligkeit Swjatoslaw in Konzelebration mit 44 Bischöfen der UGKK aus aller Welt und anderen eingeladenen Geistlichen eröffnet. Das Oberhaupt der UGKK bezeichnete die Bischofssynode als „Synode der Hoffnung“ und betonte, dass dieses Jahr eine Rekordzahl der jüngeren (in unterschiedlichem Sinne) Bischöfe daran teilnimmt. Dank der neuen Ernennungen ist die Zahl der Bischöfe unserer Kirche zum heutigen Zeitpunkt auf 55 gestiegen. Und später bzw. nach der Bischofsweihe des nominierten Bischofs Michael Kwiatkowski, des neu ernannten Bischofs von New Westminster, ihre Zahl wird auf 56 steigen.

Am Ende der Heiligen Liturgie wandte sich Erzbischof Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, an die Teilnehmer der Bischofssynode und alle Anwesenden in der Kirche. Der Erzbischof rief am Ende seiner Rede auf: „O Herr, halte die Hand des Aggressors an, halte die Hand Kains an, der seinem Bruder gegenüber voller Neid war, weil das Opfer seines Bruders von Dir angenommen wurde!“ Erzbischof Gugerotti nahm als Gast bei einer der Arbeitssitzungen der Bischofssynode teil und diskutierte mit den Bischöfen der UGKK eine Reihe wichtiger Fragen in Bezug auf den kirchlichen Dienst und der Beziehungen zwischen der UGKK und dem Römischen Apostolischen Stuhl.

Am Abend desselben Tages feierten die Teilnehmer der Bischofssynode eine Andacht, in der sie das Licht und den Beistand des Heiligen Geistes für die synodalen Sitzungen erflehten, und legten gemäß dem Brauch einen Eid auf die Geheimhaltung ab.

Im Laufe der ersten Arbeitstage der Synode hörten sich die Bischöfe die Rede des Vaters und Oberhaupts der UGKK an, in der der Sprecher mehrere wichtige und aktuelle Fragen des Lebens und Dienstes der Kirche im Kontext der russischen Militäraggression gegen die Ukraine zur Sprache brachte.

Dem Leitthema der diesjährigen Synode „Die Seelsorge der Opfer des Kriegs“ widmeten die Bischöfe viel Aufmerksamkeit und Zeit. Die Ausarbeitung des Themas koordinierte Bischof Arkadiusz Trochanowski, der einen Hauptvortrag mit dem Thema „Die Heilung der Wunden“ hielt.

Ihm folgten die Berichterstatter, die den Bischöfen der Synode folgende Themen zur Diskussion vorstellten: Prof. Dr. Oksana Mikheeva – „Interne und externe Zwangsmigration der Ukrainer im Kontext einer groß angelegten russischen Invasion“; Bischof Bohdan Dzyurakh – „Ukrainische Flüchtlinge in den Ländern Westeuropas: aktuelle Lage, Bedürfnisse und Erwartungen, die Antwort der Kirche“; Priester Mykola Motruk – „Die kirchliche Kommunikation der UGKK unter den Bedingungen des Krieges“; Dr. Lidia Zablotska-Zhytka – „Psychologische Hilfe der Flüchtlinge – aktuelle Bedürfnisse und die Möglichkeit der Unterstützung durch die Kirche“. Das Leitthema der Synode resultierte in den wichtigen Synodalbeschlüssen und einer Synodalbotschaft. Diese werden von den Bischöfen an die Gläubigen der UGKK und alle Menschen guten Willens in der Ukraine und der Welt vorgetragen.

Weitere Themen, die von den Teilnehmern der Synode diskutiert wurden, sind u.a. folgende zu erwähnen: die Veröffentlichung der liturgischen Texte der Liturgien des Heiligen Johannes Chrysostomus und des Heiligen Basilius des Großen sowie des aktualisierten Menäon (Monatsbuch) der UGKK. Darüber hinaus  setzten sich die Bischöfe mit den folgenden Themen auseinander: der Synodalweg und die UGKK, der Stand des Seligsprechungsprozesses des gerechten Metropoliten Andrej, der soziale Dienst der UGKK in Kriegszeiten auf den Ebenen der Eparchien, der Pfarreien sowie durch das Caritas-Netzwerk. Der patriarchalische Ökonom der UGKK stellte den Stand der Finanzen der UGKK und die Aktivitäten der Stiftung „Weise Taten“ vor. Der Leiter der kirchenrechtlichen Abteilung, Bischof Yevhen Popovych, präsentierte zusammen mit den Mitarbeitern der Abteilung zehn reguläre Kapitel des künftigen Kodex der Kanones der UGKK zur Prüfung durch die Synodalväter.

Darüber hinaus hörte die Synode den Bericht des Pastoralrats der Patriarchalkurie, die Ergebnisse der Berichte der Kommissionen und Abteilungen auf der allgemeinkirchlichen Ebene für das vergangene Jahr sowie Berichte über die Aktivitäten verschiedener kirchlichen Fonds, die für den missionarischen, sozialen und pastoralen Dienst der UGKK zuständig sind.

Die Arbeitstage der Bischofssynode wurden täglich von Andachten und der Heiligen Liturgie geleitet. Während den Gottesdiensten predigte für die Mitglieder der Synode Priester Robert Lyseyko, Protoarchimandrit des Basilianerordens des Heiligen Josaphats. Der Geistliche hielt einen Einkehrtag für die Bischöfe ab. Am Donnerstag, dem 7. September, während eines brüderlichen Abendessens, begrüßten die Synodenväter die diesjährigen Jubilare, und am Samstag, dem 9. September, beteten sie unter der Leitung des Oberhaupts der UGKK für die verstorbenen Mitbrüder im Bischofsamt.

An den diesjährigen Synodentreffen nahmen hohe Würdenträger der römischen Kurie und der italienischen Bischofskonferenz teil. Neben dem bereits erwähnten Erzbischof Claudio Gugerotti sprach auch Kardinal Kurt Koch, Leiter des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. Kardinal Koch berichtete den Bischöfen der UGKK über den aktuellen Stand des ökumenischen Dialogs. Er bezeichnete öffentlich bereits zuvor die Ideologie der „russischen Welt“ („russkij mir“) als häretisch. In seinem Vortrag betonte Kardinal Koch, dass der Krieg in der Ukraine eine tiefe Krise des ökumenischen Dialogs offenbarte, die durch die Rolle und Position der offiziellen Vertreter des Moskauer Patriarchats bei der russischen Aggression gegen die Ukraine verursacht worden sei.

Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, erinnerte an die tausendjährige Geschichte der Beziehungen zwischen Kyiw und Rom, die auch nach dem Schisma von 1054 nicht unterbrochen wurden. Er würdigte die Tatsache, dass die Ukrainische griechisch-katholische Kirche die Verbindung mit dem Nachfolger des Apostels Petrus als eine „konstitutive Dimension“ ihrer Existenz betrachtet. Kardinal Parolin hob die Seelsorge der UGKK der ukrainischen Soldaten hervor: „Sie haben sie mit Ihren Gebeten geistlich unterstützt und sie gelehrt, dass die Ukrainer, während sie die Souveränität und Freiheit ihres Landes verteidigen, auch ihre Herzen hüten müssen, um nicht dem Hass zu erliegen, der angesichts so vieler Gräueltaten leicht zur Beute werden kann.“

Kardinal Matteo Zuppi, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, vertrat italienische Bischöfe und sprach in ihrem Namen zu den Synodenvätern. Der Kardinal betonte den Wert des Zeugnisses der ukrainischen Frauen in Italien, die ein Vorbild der tiefen Frömmigkeit und der aufrichtigen und barmherzigen Liebe geben. Er nannte ein Beispiel: „Zwei meiner Priester, in deren Pfarreien ukrainische Frauen engagiert sind, haben mir gegenüber zugegeben, dass sie selbst unter dem Einfluss dieser ukrainischen Frauen begonnen haben, mehr zu beten.“ Kardinal Zuppi betonte in seiner Rede, dass der Frieden in der Ukraine „nicht nur gerecht und dauerhaft, sondern auch gesichert“ sein müsse. Als Sonderbeauftragter des Papstes für die Suche nach Wegen zum Frieden berichtete er über die diesbezüglich stattgefundenen Treffen und Initiativen und beantwortete Fragen der anwesenden Bischöfe.

Am Mittwoch, dem 6. September fand ein besonderer Moment im Programm der diesjährigen Synode statt. Die Bischöfe der UGKK hatten eine Audienz bei dem Heiligen Vater Papst Franziskus. Die fast zweistündige Begegnung wurde zu einem aufrichtigen und offenen Dialog über die Schmerzen und Enttäuschungen, Hoffnungen und Sehnsüchte des ukrainischen Volkes. Auf Anregung Seiner Seligkeit Swjatoslaw wurde die Veranstaltung mit einem Gebet für das leidende ukrainische Volk eröffnet. Anschließend tauschten die Teilnehmer mit dem Heiligen Vater ihre Gedanken über die völkermörderischen Folgen des russischen Imperialismus und der damit verbundenen zerstörerischen Ideologien, wie der „russischen Welt“, aus. Darüber hinaus berichteten die Bischöfe dem Papst auch von ihrem pastoralen Dienst während des Krieges in ihren Heimatländern und im Ausland.

Der Heilige Vater hörte den Erzählungen der Bischöfe aufmerksam zu und gab einige Kommentare und Erklärungen zu besonders wichtigen Themen ab. Als Reaktion auf die Aussage eines der Redner über die Kriegsverbrechen Russlands, die mittlerweile als „Raschismus“ «рашизм», bezeichnet werden, betonte der Heilige Vater die zerstörerische Rolle von Ideologien, die die Kultur und die religiösen Gefühle von Völkern instrumentalisieren. Der Heiliger Vater führte fort: „…es ist ein echter Schmerz, wenn das kulturelle Erbe eines Volkes von einer bestimmten Staatsmacht ‚destilliert‘ und manipuliert wird und dadurch zu einer Ideologie wird, die eine Zerstörung und Tod mit sich bringt. Es ist eine große Tragödie, wenn eine solche Ideologie in die Kirche einbricht und das Evangelium Christi ersetzt.“

Papst Franziskus nahm als symbolisches Geschenk der Bischofssynode der UGKK die persönlichen sakralen Gegenstände der inhaftierten Priestermönche Ivan Levytsky und Bohdan Heleta entgegen und versicherte den Bischöfen weitere Bemühungen um ihre Freilassung. Außerdem versicherte der Papst Seine Bemühungen um die Rettung aller gefangenen und zwangsdeportierten Ukrainer, vor allem der Kinder. Der Heilige Vater stimmte dem Vorschlag der Synodenväter wohlwollend zu, den Monat Oktober besonderen Gebeten für den Frieden in der Ukraine zu widmen, und rief seine Zuhörer während der Generalaudienz am selben Tag dazu auf, die „gequälte Ukraine“ der mütterlichen Fürsprache der Heiligen Jungfrau Maria anzuvertrauen.

Am Sonntag, den 10. September, leitete der Vater und das Haupt der UGKK im Petersdom die Heilige Liturgie anlässlich des 400. Jahrestages des Martyriums des heiligen Josaphats, Erzbischofs von Polazk. Mitglieder der Bischofssynode, Gäste und zahlreiche Geistliche aus Italien, der Ukraine und anderen Ländern Europas und der Welt konzelebrierten mit dem Vorsteher der Kirche. Ehrengast und Konzelebrant bei der Heiligen Liturgie war Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen a.D., der in seiner Ansprache an die Zuhörer die volle Unterstützung des ukrainischen Volkes zusicherte.

In seiner Predigt betonte Seine Seligkeit Swjatoslaw den Wert der Einheit der ukrainischen Kirche mit dem Römischen Apostolischen Stuhl. Der Patriarch dankte dem Heiligen Vater Franziskus, den Bischofskonferenzen, der internationalen Gemeinschaft und allen Menschen guten Willens für ihre Solidarität mit der Ukraine. Er äußerte Seine Dankbarkeit auch für die Aufnahme von Millionen ukrainischer Flüchtlinge, für umfassende Unterstützung unseres Volkes, die verhinderte, dass die durch die russische Militäraggression verursachte humanitäre Krise zu einer humanitären Katastrophe eskaliert. „Lasst uns die Wahrheit sagen und unsere Dankbarkeit an den Heiligen Vater und alle katholischen Bischöfen der Welt dafür ausdrücken, dass sie die Ukraine heute nicht alleine lassen, dafür, dass wir alle hier, vom Grab des Heiligen Petrus aus, in Rom, der Ukraine und der Welt sagen dürfen: „Die Ukraine steht! Die Ukraine kämpft! Die Ukraine betet“, rief das Oberhaupt und der Vater der UGKK auf.

Seine Seligkeit Swjatoslaw wandte sich auch an die bei der Liturgie anwesenden Ukrainer, darunter Flüchtlinge und Zwangsemigranten. Er rief sie dazu auf, sich auf ihre Rückkehr in die Heimat vorzubereiten: „Ich schaue euch an und weine, da eure Ukraine weint nach euch! Aber ich weiß, dass Gott uns liebt und dass wir eines Tages alle nach Hause zurückkehren werden. Mit der Kraft der Liebe zu unserem Vaterland und unserem Volk werden wir siegen… Ivan Franko sagte: „Es ist Zeit für uns, für die Ukraine zu leben!“. Das ist es, wozu unser menschliches und christliches Gewissen uns aufruft.“

Abschließend legten die Bischöfe der UGKK den Termin für die nächste Bischofssynode fest und brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Umstände es ermöglichen werden, die Bischofssynode in der vom Aggressor befreiten Ukraine abzuhalten. Die diesjährige Bischofssynode der UGKK endete mit einem Dankgebet an die Mutter Gottes, mit dem die anwesenden Bischöfe die Kirche und das ukrainische Volk unter Ihren mütterlichen Schutz stellten.

Sekretariat der Bischofssynode der UGKK