Metropolit Scheptyzkyj
Metropolit Andrij Scheptyzkyj (1901–1944)
44 Jahre lang stand er an der Spitze der Kirche und der ukrainischen Gesellschaft und führte diese durch zwei Weltkriege und sieben polit
ische Herrschaften: Österreich, Russland, Ukraine, Polen, die Sowjets, die Nationalsozialisten Deutschlands und wieder die Sowjetmacht.
Das Licht der Welt hatte er am 29. Juli 1865 im Dorf Prylbych, in der Nähe von Lviv erblickt. Er entstammte einem alten ukrainischen Geschlecht, das im XIX. Jahrhundert stark polonisiert war: Wie die polnischen Adeligen sprachen auch die Mitglieder der Familie Scheptyzkyj Französisch und bekannten sich zum römisch-katholischen Glauben. Gegen den Widerstand seines Vaters entschied sich Andrij, zu seinen ukrainischen Wurzeln zurückzukehren und in den Basilianerorden einzutreten, um dem „Dorfbauern“, wie die griechisch-katholische Kirche damals genannt wurde, zu dienen.
Bereits im Alter von 36 Jahren wurde der charismatische und reich begabte Andrij Scheptyzkyj zum Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche gewählt. Unermüdlich arbeitete er daran, zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen Frieden zu stiften, hinterließ eine Reihe von Werken zu gesellschaftlichen und geistlichen Themen, erarbeitete neue Methoden von seelsorglichen Diensten, gründete in der Ukraine die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen und Klöster nach den Regeln des Hl. Theodor Studit sowie andere religiöse Gemeinschaften, rief das Krankenhaus, das Nationalmuseum und die Theologische Akademie ins Leben und unterstützte verschiedene religiöse, kulturelle und Bildungseinrichtungen.
Metropolit Andrij war nicht nur ein großer Förderer der Künstler und Studenten, auch vieler orthodoxer Christen, sondern er war auch ein Pionier der Ökumene. Er beherrschte die hebräische Sprache so gut, dass er mit den Juden ins Gespräch kommen konnte und während seiner pastoralen Besuche wurde er von den jüdischen Gemeinden mit der Thorarolle begrüßt. In den Zeiten der Besetzung durch die Nazis versteckte er in seinen Räumen Hunderte von Juden. In dieser Zeit schrieb er seinen Hirtenbrief „Du sollst nicht Töten“ als offenen Protest gegen den Naziterror.
Am 1. November 1944 starb Metropolit Andrij im Alter von 79 Jahren. Derzeit läuft sein Seligsprechungsprozess.