Geschichte

Geschichte der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Deutschland

Ukrainische Einwanderung nach Deutschland

Die Anfänge der Seelsorge für die in Deutschland lebenden ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus reichen in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Die diskriminierende Nationalitätenpolitik der nach dem Ersten Weltkrieg wieder gegründeten polnischen Republik veranlasste viele Ukrainer aus dem galizischen Raum (Westukraine), für immer oder zumindest zu Studienzwecken ihre Heimat zu verlassen und sich in Deutschland niederzulassen.

Auch als Saisonarbeiter kamen Ukrainer nach Schlesien, Bremen, Hamburg und ins Rheinland. Die deutsche Sprache war ihnen nicht ganz fremd, da Galizien mehr als ein Jahrhundert lang dem Habsburger Reich angehört hatte.

In den Jahren 1930 bis 1933 wurde in der Ukraine eine Zwangskolchosierung durchgeführt, die mit einer Verfolgung der Bauern verbunden war. Etwa sieben Millionen Ukrainer verloren dabei ihr Leben, viele flohen. Im Zuge dieser neuen Flüchtlingswelle kamen seit 1930 ukrainische Theologiestudenten nach München, die an dem von Kardinal Michael Faulhaber gegründeten St.-Andreas-Kolleg studierten. Deutsche, Weißrussen und Ukrainer bereiteten sich dort auf eine eventuelle spätere Tätigkeit in der Seelsorge vor. (Einer dieser Studenten war beispielsweise der spätere Bischof von Toronto, Isydor Borezkyj.) Das Kolleg wurde von Pater Chrysostomus Baur OSB geleitet.

Vor dem Zweiten Weltkrieg sollen in Deutschland etwa 50.000 katholische und orthodoxe Ukrainer gelebt haben. Während des Krieges stieg diese Zahl auf über zwei Millionen an. Eine neue Welle setzte ein, als 1945 viele Ukrainer vor den einrückenden Russen nach Deutschland flohen. Im Juni 1945 lebten allein in Berlin ca. 5.000 Ukrainer.

 

Gründung der Exarchie

Im Jahr 1927 errichtete der damalige Metropolit von Halyc und Erzbischof von Lemberg, Andrij Scheptyckyj, ein Seelsorgedekanat für die katholischen Ukrainer in Berlin, wo als erster Seelsorger der vor kurzem selig gesprochene Priester Petro Werhun wirkte. Werhun wurde schon 1937 zum Päpstlichen Hausprälaten und 1940 zum Apostolischen Visitator und Administrator ernannt, also zum Oberhirten der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland. Unter seiner Administration waren etwa zehn Priester in der Ukrainerseelsorge tätig. Am 22. Juni 1945 wurde Prälat Werhun von den Sowjets verhaftet, in die UdSSR deportiert und dort zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er starb als Bekenner an seinem Zwangsaufenthaltsort in Krasnojarsk am 7. Februar 1957.

An die Stelle von Prälat Werhun trat am 12. Oktober 1945 der Priester Mykola Wojakowskyj, der die Amtsbezeichnung „Stellvertretender Leiter der Apostolischen Visitatur“ führte. Mit der Neuordnung der Ukrainerseelsorge im Ausland durch Papst Pius XII. übernahm 1947 Erzbischof Iwan Buczko als Apostolischer Visitator in Westeuropa auch die Leitung der Seelsorge für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus. Sein ständiger Vertreter und Generalvikar in Deutschland wurde der spätere Prälat Petro Holynskyj.

In der Nachkriegszeit versuchten Kommunisten, die in Deutschland lebenden Ukrainer zur Rückkehr in ihre Heimat zu überreden – wo sie dann als Kollaborateure verurteilt und in Arbeitslagern interniert wurden. Statt in die Ukraine zurückzukehren, wanderten daher viele

Am 17. April 1959 errichtete Papst Johannes XXIII. für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus eine Apostolische Exarchie mit eigener Jurisdiktion, die direkt dem Papst untersteht, vergleichbar mit einem Apostolischen Vikariat der lateinischen Kirche.
Erster Oberhirte wurde der damalige Kanzler der ukrainischen Metropolitaneparchie in den USA, Dr. Dr. Platon Kornyljak, der am 7. Juli 1959 die Bischofsweihe erhielt.

 

Verbindung zur ukrainisch-katholischen Kirche in der Ukraine

Die ukrainische griechisch-katholische Kirche, zu der sich in der Ukraine ca. fünf Millionen Gläubige bekennen, war in der Zeit der Sowjetunion (1946-1989) verboten. Die Bischöfe sind fast alle in Gefangenschaft gestorben. Der Patriarch Joseph Slipyj war 18 Jahre in sowjetischen Gefängnissen und Lagern, später wurde er nach Rom entlassen, wo er vom Heiligen Stuhl zum Kardinal ernannt wurde und von wo aus er die Geschicke der ihm anvertrauten Kirche lenkte.

Zum Überleben der Kirche in der Heimat leisteten viele im Ausland lebende Ukrainer selbstlosen Beistand: So wurde z.B. christliche Literatur in die Ukraine geschickt, und mit Hilfe von Radiosendungen, Zeitungen usw. konnte die Verbindung auch über den eisernen Vorhang hinweg aufrechterhalten werden. Der Wunsch der katholischen Ukrainer, ihre in der Heimat im Untergrund lebende Kirche zu unterstützen und zu erhalten, prägte ihr Leben und stärkte ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch nach der Wende versteht sich die Apostolische Exarchie als Teil der ukrainischen Kirche; allerdings hat sich der Schwerpunkt ihrer Aufgaben verlagert.